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Kamerun: Ein von Ordensschwestern geleitetes Krankenhaus versorgt 95.000 Menschen

Mit Feingefühl, freundlichen Gesten und einem Lächeln

 Mit Feingefühl, freundlichen Gesten und einem Lächeln  TED-018
03. Mai 2024

»Die wahre Armut in diesem Land ist oft die Unwissenheit der Eltern.« Das sagen die Krankenschwestern und Ärzte halblaut, während sie den Innenhof überqueren, an den die Krankenstationen und Praxen grenzen. Erdfarben dominieren in diesem niedrigen Gebäude mit seinen vielen Außenfluren, durch blühende Gärten unterteilt. Die herzliche Zuwendung des Krankenhauspersonals zu den aufgenommenen Kindern ist entwaffnend, und ihr Vorwurf an die Väter und Mütter ist keine Anklage, sondern eher eine schmerzliche Feststellung: dass im heutigen Kamerun immer noch Menschen sterben, weil sie sich an Heiler wenden und nicht an Krankenhäuser. Im Krankenhaus von Ngaoundal in der kamerunischen Provinz Adamawa, im Zentrum des Landes, besteht eine der Hauptaufgaben gerade darin, Leben zu retten, indem man sie den Machenschaften der Heiler entzieht.

Malaria, Tuberkulose und Unterernährung

Das 2016 von den »Schwestern der Nächs-tenliebe der Heiligen Jeanne-Antida Thouret« eröffnete Krankenhaus ist eine medizinische Anlaufstelle für rund 95.000 Menschen, unabhängig von Rasse, ethnischer Zugehörigkeit oder Religion, und konzentriert sich insbesondere auf die Bekämpfung der hier sehr verbreiteten Tuberkulose. »Die am weitesten verbreitete und immer wiederkehrende Krankheit ist Malaria, aber auch viele Atemwegserkrankungen und eine zunehmende Zahl von Tuberkulosefällen«, erklärt die schweizerische Schwester Christine Richard, die Leiterin des Krankenhauses. »Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Unter-ernährung. Es gibt Kinder, die mit Ödemen bei uns ankommen, ein Zeichen für mangelnde Eiweißzufuhr«, verursacht durch die große Armut, in der sich die Familien in diesem Teil der Welt befinden, aber auch durch die in diesem überwiegend muslimischen Teil des Landes nicht ungewöhnliche Polygamie.

»Wenn es kein Einvernehmen zwischen den Ehefrauen gibt oder wenn der Ehemann die eine der anderen vorzieht«, so erklärt die Ordensfrau, »werden die wirtschaftlichen Ressourcen nicht gerecht verteilt, und oft sind es die Kleinsten, die darunter leiden. Die Armut ist bei weitem die dramatischste Plage, in Ngaoundal wie in ganz Kamerun. Wir haben seit elf Monaten keine Erstattungen mehr erhalten, und die Regierung schuldet uns umgerechnet etwa 46.000 Euro.«

Die Augen der Kinder

Der Blick der Kinder ist durchdringend, aber auch ängstlich, selbst die kleinsten Kinder schweigen. Ihre großen dunklen Augen sind offen für die Welt, trotz der Kanüle, die im Arm steckt, trotz der Tatsache, dass es für viele von ihnen schwer ist, überhaupt zu gehen, aus Schwäche aufgrund von Unterernährung und Krankheit. An ihrer Seite steht immer das medizinische Personal, Ärzte und Krankenschwestern, Laien und Ordensleute, die mit Feingefühl, freundlichen Gesten und Lächeln, aber auch mit viel Mitleid ihr Bes-tes für die Patienten und ihre Familien tun. Die Mütter bleiben Tag und Nacht bei ihren Kindern und versorgen sie selber mit Nahrung, die sie in der vom Krankenhaus geschaffenen Einrichtung zubereiten. »Einer der Gründe, warum wir als Krankenhaus den Kranken kein Essen anbieten«, fährt
Sr. Christine fort, »abgesehen davon, dass es zu viel kosten würde, ist, dass die hier die überwiegend muslimische Bevölkerung nichts isst, was sie nicht selbst zubereitet hat.« Die geringe Patientenzahl bleibt das große Drama dieses Ortes, der alle Formen von gesundheitlicher Unterstützung anbietet, einschließlich eines augenärztlichen Bereichs, eines zahnärztlichen Dienstes, eines radiologischen Dienstes, eines Analyselabors und modernster Apparate. Es gibt zwei Operationsblöcke, von denen einer, der Notfallblock, 24 Stunden am Tag in Betrieb ist.

Die Unterstützung durch Wohltäter

Das Krankenhaus, so Schwester Christine weiter, »ist nicht so bekannt, dass die Menschen es wirklich nutzen würden«. Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Patientenzahl bei 33 Prozent der jährlichen Kapazität des Krankenhauses, was, wie die Ordensfrau erklärt, »zu wenig ist, um zufrieden zu sein«. Die Armut, aber auch die Geißel der Heiler, führt dazu, dass das Krankenhaus erst dann zur Anlaufstelle wird, wenn es für das Überleben zu spät ist, und oft haben die Kranken, nachdem sie das Geld für die Wunderheiler ausgegeben haben, kein Geld mehr, um die Gebühren zu bezahlen. Schwester Christines Blick verbirgt die Besorgnis nicht, die jedoch von Dankbarkeit überstrahlt wird. »Unser Krankenhaus wurde dank der Hilfe mehrerer Wohltäter gebaut«, schließt sie, »darunter ›Gruppo India‹, ohne die wir einige Apparate nicht hätten kaufen können oder einige Gebäude und den Brunnen nicht hätten bauen können, der es uns ermöglicht, auf eine andere wichtige Notlage zu reagieren: den dramatischen Bedarf an Wasser«.

#sistersproject

Von Francesca Sabatinelli, Ngaoundal