Ein Kinderkrankenhaus und eine Schule. Kinder. Kinder als Zielscheibe. Man nennt sie »casualties«: Kollateralopfer, das heißt vom Krieg verursachte »Verluste«, die nicht direkt mit den militärischen Zielen in Verbindung stehen. Das klingt tragischerweise ironisch, weil es sich auf den Zufall bezieht, wie um zu sagen, dass Menschen »zufällig« zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Als wären die Kinder zufällig im Krankenhaus oder in der Schule.
Kinder. Im Westen werden sie nicht mehr geboren. Man beschließt, sich anderem zu widmen oder sollten sie »versehentlich« oder »zufällig« unterwegs sein, wird der Lebensprozess abgebrochen und sie werden ausgesondert, noch mehr Kollateralopfer, noch mehr »casualties«. Das gilt für den Westen. Im Rest der Welt, in Osteuropa wie im Heiligen Land, werden Kinder zu mehr oder weniger direkten Zielscheiben von Waffen, die aus der Distanz zuschlagen. Oft gelenkt von nicht-menschlicher, sondern von künstlicher Intelligenz. Auch aus diesem Grund hat der Papst beim G-7-Gipfel am vergangenen 14. Juni in Bari laut und deutlich gesagt: »Keine Maschine darf jemals die Wahl treffen können, einem Menschen das Leben zu nehmen.« Und er hat gefordert, den Einsatz von »tödlichen autonomen Waffen« zu verbieten. Am 9. Juli hat der Heilige Vater seinen Schmerz und seine Bestürzung über die Tatsache zum Ausdruck gebracht, dass Orte wie ein Kinderkrankenhaus (in Kyiv) und eine Schule (in Gaza) zur Zielscheibe geworden sind und, als sie getroffen wurden, Panik und Tod unter den jungen »Gästen«, die tagtäglich diese Orte bevölkern, verbreitet haben. Ist das nicht ein deutliches Zeichen für die Entmenschlichung, zu der jeder Krieg führt? Denn gibt es »menschlichere« Orte als ein Krankenhaus oder eine Schule? Es sind Orte, wo Menschen sich um ihresgleichen kümmern, um Menschen, die in Schwierigkeiten sind, weil sie krank sind oder weil sie einfach jung und unerfahren sind und deshalb begleitet werden müssen, um in das Leben eingeführt zu werden. In das Leben.
Es ist inakzeptabel, dass Krankenhäuser und Schulen bombardiert werden. Und wenn wir genauer nachdenken, dann darf man gar nichts bombardieren, höchstens die Waffenlager der anderen und seine eigenen. Aber man setzt weiterhin Bomben ein. Seit Kriegsbeginn sind in der Ukraine über 600 und im Gaza-Streifen über 15.000 Kinder im Bombenhagel gestorben.
Dostojewski, der große russische Schriftsteller, verwies auf den Skandal der Schmerzen und des Sterbens von Kindern und bezeichnete das unschuldige Leid als »Felsen« der Negierung des Glaubens an Gott, des Atheismus. Dostojewski wird auch der Satz zugeschrieben: »Wenn ein Mensch große Probleme hat, sollte er sich an ein Kind wenden; sie sind es, die auf die eine oder andere Weise den Traum und die Freiheit besitzen.« Traum und Freiheit besitzen die Kinder so lange, bis ein vor Hass blind gewordener Erwachsener sie ihnen raubt in der einzig möglichen Weise, nicht indem er sie ihnen nimmt, sondern indem er ihnen, versehentlich, wie der Zufall will, das Leben nimmt.
(Orig. ital. in O.R. 10.7.2024)
Von Andrea Monda