Wie kann man Jugendliche für die Mission begeistern? »Ich glaube nicht, dass es dafür spezielle ›Techniken‹ gibt …« In der Frage eines Katecheten namens James und in der Antwort, die ihm der Papst gab, zeigt sich eines der Themen, die Franziskus am meisten am Herzen liegen. Was ist der Ursprung des Missionar-Seins? Wie verkündet man das Evangelium?
Das sind Fragen, die immer und überall gelten, aber hier in Papua-Neuguinea, wo 841 verschiedene Sprachen gesprochen werden, finden sie sicherlich ein besonderes Echo. Bei der Begegnung mit Vertretern der Regierung und der Zivilgesellschaft in Port Moresby hat der Nachfolger Petri erneut zum Ausdruck gebracht, wie sehr ihn der außerordentliche kulturelle und menschliche Reichtum dieses Archipels mit seinen unzähligen Inseln fasziniert, wo die Verkehrsverbindungen kompliziert sind und die Katechese sich mit einer weltweit einmaligen Vielzahl an Sprachen auseinandersetzen muss: »Ich stelle mir vor, dass diese enorme Vielfalt eine Herausforderung für den Heiligen Geist ist, der die Unterschiede in Einklang bringt.«
Bei der Begegnung mit den Bi-schöfen, dem Klerus, den Ordensleuten und Katecheten verwies der Papst in seiner Antwort auf die Frage von James auf das Wesentliche des christlichen Zeugnisses, nämlich »unsere Freude darüber, Kirche zu sein, zu pflegen und zu teilen«. Franziskus zitiert gerne und häufig die Worte, die sein Vorgänger Benedikt XVI. 2007 in Aparecida gesagt hat: »Die Kirche betreibt keinen Proselytismus. Sie entwickelt sich vielmehr durch ›Anziehung‹«. Im Interviewbuch mit Gianni Valente (Nähe und Freiheit: im Gespräch mit Jorge Mario Bergoglio / Papst Franziskus, Herder 2014) hat Papst Franziskus erläutert: »Die Mission ist Sein Werk. Es nützt nichts, in Aktionismus zu verfallen. Es besteht keine Notwendigkeit, uns zu organisieren, keine Notwendigkeit, laut zu schreien. Man braucht keine Ideen oder strategische Pläne. Alles, was wir tun müssen, ist zu bitten, die Erfahrung wiederholen zu dürfen, die uns sagen lässt: ›Geleitet vom Heiligen Geist, haben wir nämlich beschlossen.‹ […] Das Gebot des Herrn, hinauszugehen und das Evangelium zu verkünden, drängt von innen heraus, indem wir uns verlieben, indem wir der Anziehungskraft erliegen. Man folgt Christus nicht nach, und noch weniger wird man ein Verkünder Jesu und seines Evangeliums, weil man die Entscheidung am grünen Tisch getroffen hat oder selbst einen Aktivismus auf den Weg bringt. Auch missionarische Begeis-terung kann nur dann fruchtbar sein, wenn sie im Rahmen dieser Anziehungskraft stattfindet und wenn sie diese an andere weitergibt.«
Angesichts der Verunsicherung und des Überdrusses, den in einigen Teilen der Welt viele Christen erleben, kann nur das Zeugnis von Sündern, denen vergeben wurde und die von der Liebe angezogen wurden, missionarisch sein. Andernfalls wird die Kirche – so Franziskus im erwähnten Interview weiter – »zu einer spirituellen Vereinigung. Zu einem multinationalen Unternehmen, das Initiativen und Botschaften mit ethischen und religiösen Inhalten auf den Weg bringt«, denn »am Ende zähmen wir Christus. Man bezeugt nicht mehr, was Christus bewirkt, sondern man spricht im Namen einer bestimmten Vorstellung von Christus. Eine Idee, die man besitzt und domestiziert. Man organisiert Dinge, man wird zum kleinen Veranstalter des kirchlichen Lebens, in dem alles nach einem festgelegten Programm geschieht, das nur gemäß Anweisung zu befolgen ist. Doch es kommt nicht zur Begegnung mit Christus. Es kommt nicht mehr zu dieser Begegnung, die zu Beginn unser Herz berührt hat.«
Nichts ist von diesem Risiko ausgenommen: von den pastoralen Projekten bis zur Organisation von Großveranstaltungen, von den missionarischen »Techniken« für die Digitalkommunikation bis zur Katechese. Es besteht die Gefahr, das Wesentliche als selbstverständlich anzusehen, um sich auf Methoden, Ausdrucksweisen und die Organisation zu konzentrieren.
Aber die wahre Antwort auf die Frage von James, eine Antwort, in der die Worte des Papstes konkrete Gestalt annehmen, liegt in den voller Freude lächelnden Gesichtern der Missionare, die hier jede Menge Kilometer zu Fuß, mit dem Auto und mit dem Flugzeug zurücklegen, um allen nahe zu sein und jeder Frau und jedem Mann in diesem Land mit seiner herrlichen und farbenprächtigen Natur die Liebe Jesu zu bezeugen. Denn »wenn wir von Christus angezogen sind, wenn wir uns auf den Weg machen und Dinge tun, weil wir von Christus angezogen sind, dann werden es andere bemerken, ohne dass wir große Anstrengungen unternehmen. Es ist nicht nötig, es zu beweisen, geschweige denn es zur Schau zu stellen.«