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Indien: Schwester Gracy hilft Menschen verschiedener Religionen

Hoffnung für Migranten in Kerala

 Hoffnung für Migranten in Kerala  TED-043
25. Oktober 2024

Schwester Gracy Thombrakudyil SCN hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen verschiedener Religionen zu helfen, die von einem Staat in einen anderen auswandern, und sie auf ihrem Weg von der Unterdrückung weg und zur Selbstbestimmung hin zu unterstützen. Ihr Beispiel hat viele andere Ordensleute, Laien und Nichtregierungsorganisationen dazu inspiriert, sich der Migrantenproblematik anzunehmen.

Schwester Gracy Thombrakudyil aus der Kongregation der Schwestern der Nächs-tenliebe von Nazareth (SCN), wurde als drittes Kind ihrer Familie geboren und stammt aus einer Stadt in Kerala in Süd-indien.

In den ersten Jahren ihres Ordenslebens arbeitete Schwester Gracy mit den Santhal-Stämmen in Jharkhand zusammen, um sie zu unterrichten und zu fördern. Sie ahnte nicht, dass diese Erfahrung als Vorbereitung für ihren zukünftigen Einsatz dienen würde.

Die Notlage
der Migranten

Ende der 1990er-Jahre kam es in Indien zu einem erheblichen Anstieg von Migranten aus den nördlichen Bundesstaaten in den Süden, insbesondere nach Kerala, auf der Suche nach Arbeit und finanzieller Stabilität. Auch wenn das Bildungs- und Gesundheitssystem auf ihre Bedürfnisse einging, wurden sie doch von den Einheimischen oft diskriminiert.

Viele lebten in winzigen, überfüllten Wohnungen mit minimaler Ausstattung zu teuren Preisen, die von ihren Arbeitgebern zur
Verfügung gestellt wurden. Die Arbeitgeber schränkten oft die Besuchserlaubnis ein; sie machten unangemeldete Besuche und zählten dabei die Anzahl der Hausschuhe, um sicherzustellen, dass keine weiteren Personen dort wohnten.

Bei der Arbeit waren die Auftragnehmer sehr fordernd und schimpften oft wegen kleiner Fehler. Die Migranten wurden gezwungen, ohne Ruhetag und unter Einhaltung strenger Fristen zu arbeiten, wobei es keinen Raum für Ruhepausen gab. Bei vielen Migranten wurden die Löhne gepfändet, so dass sie schutzlos waren, Angst vor Kündigung und Demütigung hatten und die Behandlung ertragen mussten, um das Überleben ihrer Familien zu sichern.

Antwort auf den
Hilferuf der Migranten

Die in Indien tätigen Jesuiten reagierten in Zusammenarbeit mit den Schwestern der Nächstenliebe von Nazareth auf die Not dieser Wirtschaftsmigranten und initiierten einen Hilfsdienst für sie. Schwes-ter Gracy wurde zur Sozialarbeiterin ernannt und stützte sich auf ihre Kenntnisse der Stammeskulturen und
-sprachen, insbesondere »Santhali« und »Ho«, um diese Menschen aus ihrer Notlage zu befreien.

Durch ihre Bemühungen gelang es Schwes-ter Gracy, katholische Migranten zu Eucharistiefeiern und kulturellen Fes-ten zu versammeln. Seit 2015 kümmert sie sich um Migranten, unabhängig von deren religiösem Hintergrund, um sicherzustellen, dass sie über staatliche Programme aufgeklärt werden, Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten und die Möglichkeit haben, im Falle von Verstößen am Arbeitsplatz oder in ihrer Wohnung Beschwerde einzulegen.

Eine Pionierin
des Systemwandels

Durch ihre Pionierarbeit mit den Migranten im Bundesstaat Kerala hat Schwester Gracy einen Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung von Migranten durch die örtliche Bevölkerung herbeigeführt.

Zu Beginn wurden diese Migranten von den einheimischen Malayalis diskriminiert, und es bestand eine große Kluft zwischen Einheimischen und Migranten. In Anbetracht dieser Realität schuf Schwester Gracy eine Initiative, die die Einheimischen, die zuvor nur passive Beobachter waren, dazu motivierte, sich als Freiwillige für die Migranten einzusetzen.

Sie reist in verschiedene Teile Keralas und hilft dem örtlichen katholischen Klerus und den Ordensleuten, den freundschaftlichen Umgang mit Migranten zu lernen.

Hürden
auf dem Weg

Bei ihrer Mission für die Ausgegrenzten ist Schwester Gracy auf verschiedene Hürden gestoßen. Eine Herausforderung ist die schwankende Zahl der Migranten, die die Kontinuität der Arbeit beeinträchtigt.

Zu Beginn ihres Dienstes wurden Schwes-ter Gracy und ihr Team, das sich für die Migranten einsetzte, von einigen Arbeitgebern mit Argwohn betrachtet.

Doch nach mehreren Jahren ihrer Tätigkeit sind die Migranten in der Lage, selbst Beschwerden einzureichen, und haben gelernt, Ungerechtigkeit nicht um jeden Preis zu tolerieren.

Mutter
für Migranten

Die Migranten in Kerala haben in Schwes-ter Gracy ein Zuhause gefunden, und sie ist für viele Menschen im Bezirk Kozhikode wie eine Mutter und ein Zeichen der Hoffnung. Sie verkörpert die Essenz des Aufrufs von Papst Franziskus während seiner Generalaudienz am 28. August 2024, als er zu einem »erneuerten und vertieften Blick« aufrief, der die Gesichter und Geschichten derjenigen umfasst, die auf der Suche nach Hoffnung Grenzen passieren.

#sistersproject

Von Schwester Florina Joseph SCN