· Vatikanstadt ·

Audienz für die Gemeinschaft des Priesterseminars von Toledo am 7. November

Christus zum Volk und das Volk zu Christus begleiten

 Christus zum Volk und das Volk zu Christus begleiten  TED-047
22. November 2024

Guten Tag! Wie still ihr seid!

Liebe Bischöfe,

liebe Ausbilder und

liebes Personal des Priesterseminars,

liebe Seminaristen!

Ich freue mich, eine neue Gruppe von Seminaristen zu treffen, die sich wie die Bruderschaften in den Ortschaften Spaniens in Prozession zur Mutterkirche begeben, um einen Bußgottesdienst abzuhalten. Buße oder Tourismus?

Mir kam dieser Vergleich in den Sinn, vor allem weil es immer gut ist, auf das heilige Volk Gottes und seine Spiritualität, die einfache Spiritualität, zu schauen. Ihr wisst, dass die Priester nahe sein müssen, dass sie die Nähe fördern müssen. Erstens die Nähe zu Gott, damit diese Fähigkeit vorhanden ist, dem Herrn zu begegnen, dem Herrn nahe zu sein. Zweitens die Nähe zu den Bischöfen, und die Bischöfe die Nähe zu den Priestern. Ein Priester, der seinem Bischof nicht nahe ist, »hinkt«, es fehlt ihm etwas. Drittens die Nähe unter euch als Presbyterium, die bereits im Seminar beginnt, und viertens die Nähe zum heiligen gläubigen Gottesvolk. Diese vier Arten der Nähe, vergesst sie nicht!

Ich weiß, dass in diesen Tagen die Prozession des »Reservado« vorbereitet wird. Eine alte Tradition, die an das erste Mal erinnert, als das Allerheiligste Sakrament im Tabernakel eurer Kapelle aufbewahrt – »reservado« – wurde. Schaut genau hin, wie ihr die Kniebeuge macht, wenn ihr dorthin geht. Schaut hin.

Diese interessante Gedenkfeier besteht aus drei Teilen: der Eucharistiefeier, der Aussetzung des Allerheiligsten während des ganzen Tages und schließlich der Prozession. Diese Etappen können hilfreich sein, um auf die Grundelemente des Priestertums hinzuweisen, auf das ihr euch vorbereitet. Erstens: die Eucharistiefeier. Es ist Jesus, der in unser Leben kommt, um uns den größten Liebesbeweis zu schenken. Er ruft uns als Kirche zusammen, um gegenwärtig zu werden im Pries-tertum und im Volk, im Sakrament und im Wort. Möge die Tatsache, dass wir ihn hier auf der Erde haben, euer Leben und euer Herz ganz ausfüllen.

Anschließend bleibt der Herr den ganzen Tag in der Monstranz ausgesetzt. Das ist die Zeit, um mit ihm allein zu sein, um in der Stille seine Stimme zu hören, im Hören auf das Wort Gottes, im Zeugnis des Glaubens derer, die an unserer Seite beten. Nur die Begegnung von Person zu Person, eine verliebte Begegnung mit Jesus kann uns erleuchten, unsere irdischen Tage erhalten und stützen. Möge diese Begegnung wirklich ein wirksamer Impuls sein, der unser Leben verändert.

Schließlich tragt ihr den Herrn in Prozession, denn wir empfangen ihn, um ihn zu anderen zu tragen. Unser Dienst ist, Christus zum Volk und das Volk zu Christus zu begleiten. Mögt ihr – ohne euren Blick von dem abzuwenden, der uns führt – lernen, gemeinsam voranzugehen, in der Hoffnung auf jene Begegnung, von der wir bereits hier auf der Erde in sakramentaler Weise einen Vorgeschmack erhalten.

(Orig. span.; ital. in O.R. 7.11.2024)