»Gestärkt durch die Erfahrungen in der Demokratischen Republik Kongo«, so die Worte von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, begann er am 5. Juli den zweiten Teil seiner Reise im Namen des Papstes. Er besuchte zunächst die südsudanesische Hauptstadt Juba. Wie er den vatikanischen Medien, die ihn auf seiner Reise begleiteten, erklärte, hoffe er, zur Schaffung eines dauerhaften Friedens beitragen zu können. So solle der Boden der Versöhnung für ein Abkommen bereitet werden, um dieses schmerzhafte Kapitel in der Geschichte des Landes zu beenden, vielleicht noch vor den allgemeinen Wahlen im Jahr 2023.
In Juba verwies der Kardinalstaatssekretär auf den Tag des Gebets und der Reflexion, der im April 2019 in Santa Marta stattgefunden hatte und an dem der südsudanesische Präsident Salva Kiir Mayardit und die designierten Vizepräsidenten Riek Machar und Rebecca Nyandeng De Mabio teilgenommen hatten. Der Papst hatte sich dabei in einer beispiellosen
Geste niedergekniet, um ihnen die Füße zu küssen und um Frieden für das Land zu bitten. Pietro Parolin erklärte: »Heute setzen wir diese Linie des Papstes fort, um eben diese Einladung, diese Ermahnung, dieses Gebet für den Frieden erneut zu unterstreichen.«
Der erste Termin des Kardinals in Juba war ein Gespräch mit dem Präsidenten der Republik, gefolgt von einem Treffen mit dem ersten Vizepräsidenten, Riek Machar. Ein Treffen mit den Bischöfen des Landes schloss den Tag ab.
Am 6. Juli fand einer der bedeutendsten Momente des Besuchs im Südsudan statt: Der Besuch des Lagers Bentiu, in dem Binnenvertriebene unter besonders schwierigen Bedingungen leben. Kardinal Parolin feierte für sie und mit ihnen eine heilige Messe, bevor er mit Vertretern der Vereinten Nationen und dem Gouverneur zusammentraf.
Am darauffolgenden Tag, dem 7. Juli, leitete Kardinal Parolin eine heilige Messe im John Garang Mausoleum Park, einer Gedenkstätte, die dem Führer der »Sudan People’s Liberation Movement/Army« sowie dem ersten Vizepräsidenten des Sudan nach dem Friedensabkommen gewidmet ist. An diesem Ort hätte Papst Franziskus bei seinem Besuch die Heilige Messe feiern sollen.
Der Kardinalstaatssekretär segnete zudem den Grundstein der neuen Apos-tolischen Nuntiatur in Juba. Das neue Gebäude sei ein »Geschenk Gottes«, das die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Südsudan festige, aber vor allem »die Liebe des Papstes« zu diesem Land unterstreiche, das er bald besuchen wolle, betonte Parolin bei der Zeremonie. Erzbischof Hubertus Matheus Maria van Megen, Nuntius für den Südsudan in Nairobi, sprach seinerseits von einem »historischen Tag für die Präsenz der katholischen Kirche im Südsudan«. Ein weiterer Progammpunkt war das Treffen mit den vor Ort wirkenden Priestern und Ordensleuten. Die Reise endete mit einem Besuch der katholischen Universität und des Kinderzentrums in Usratuna, Orte, an denen Bürger verschiedener Religionen bei der Integration von Kindern mit Behinderungen sowie der Ausbildung und Unterstützung ihrer Familien zusammenarbeiten. Der Kardinal verließ das Land am Nachmittag des 8. Juli, um nach Rom zurückzukehren.
Von Salvatore Cernuzio