Sr. Rosa Roccuzzo und die Ursulinen

Für die Schwächsten der Gesellschaft

 Für die Schwächsten der Gesellschaft  TED-023
07. Juni 2024

Rosa Roccuzzo wurde 1882 in Monterosso Almo in der damaligen Provinz und Diözese Syrakus, heute Ragusa, geboren. Im Alter von 14 Jahren verlor sie ihre Mutter, ließ sich jedoch nicht vom Schmerz überwältigen, so erzählt Giuseppa Inzinga1, eine ihrer Freundinnen. Inmitten der Einsamkeit, in der sie sich wiederfand, beschloss sie, sich den Bedürftigen zu widmen. Rosa ging direkt zu den Menschen, um persönlich die Bedürfnisse der Menschen in ihrem Dorf kennenzulernen. Sie begann mit der festen Entschlossenheit, jedem ein wenig körperliche und seelische Erleichterung zu verschaffen.

So gab es also in Monterosso Almo seit 1896 ein junges Mädchen, das die elenden Behausungen des Dorfes besuchte, um kranken, verlassenen Kindern und alten Menschen beizustehen. Früh am Morgen ging sie zum Fluss, um die Wäsche der Armen zu waschen, und dabei lud sie auch die anderen Frauen, die dort die Wäsche ihrer Familie wuschen, zum Gebet ein. Bei ihren Besuchen bei den Armen und Kranken verschenkte sie Laken und Kleidungsstücke, gefertigt aus dem Stoff, den ihre Mutter für die Mitgift ihrer Tochter gewebt und aufbewahrt hatte.

Eine kleine Frau, die in einem von Hunger, Armut und Pest gebeutelten Sizilien ihr ganzes Leben der Pflege der Kranken, verlassenen Alten und Waisenkinder widmete und in ihren von Schmerz und Leid gezeichneten Gesichtern das Antlitz Christi sah. Mit viel Mut und großem Glauben gelang es diesem Mädchen, andere junge Frauen für heroische Werke des Guten zu begeistern und einzubinden. So begann das, was heute die Kongregation der Ursulinen von der Heiligen Familie ist, und dort lebte sie bis zu ihrem Lebensende in großer Demut und Zurückgezogenheit. Wo sie auch hinging, hinterließ Rosa Spuren ihres einfachen und mutigen Dienstes zugunsten der Schwächsten der Gesellschaft. Sie starb 1956.

In der Treue zu ihrem Gründungscharisma ist die Kongregation der Ursulinen von der Heiligen Familie heute so wie zu Beginn ihrer Geschichte aufgerufen, ihren Dienst an der Evangelisierung und der ganzheitlichen Förderung des Menschen zu leisten. Dies geschieht durch Aktivitäten im Bildungsbereich und im Sozialen, die darauf abzielen, das Leben in all seinen Aspekten wertzuschätzen und eine gerechtere und geschwisterlichere Gesellschaft aufzubauen. Derzeit ist die Kongregation in Italien, Brasilien und Frankreich vertreten.

Seit 1967 sind die Ursulinen von der Heiligen Familie in Brasilien aktiv, gestützt vom Vertrauen der Bevölkerung. Die Schwestern arbeiten dort in den ärmsten Stadtteilen, um die volle Eingliederung der benachteiligten Menschen in die Gesellschaft zu fördern. Seit etwa 20 Jahren begleiten sie im Sozialzentrum »Nascente de Vida« in Santo Angelo, einem Vorort von Mogi das Cruzes, Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 17 Jahren mit schulischen Defiziten, wobei diejenigen, die in sozialen Risikosituationen leben, Priorität haben. Gleichzeitig versuchen sie, bei den Familien dieser Kinder und Jugendlichen die Verantwortung zu wecken und sie zur Mitarbeit zu ermutigen. So können sie an Schulungsveranstaltungen teilnehmen, um zu aktiven und bewussten Bürgern zu werden, die in die örtliche Gemeinschaft integriert sind. Um diesen Familien zu helfen, bieten die Schwestern verschiedene Fortbildungskurse an, wie zu alternativer Ernährung, Schneiderei und Nähen, Kunsthandwerk, Herstellung von Pflegeprodukten, und auch Alphabetisierung für Erwachsene, all dies mit dem Ziel, Einkommensmöglichkeiten zu schaffen und die Lebensqualität der Familie zu verbessern.

Das Charisma von Schwester Rosa Roccuzzo ist geprägt von einem tiefen geistlichen Leben und dem unermüdlichen Dienst an den Armen. Es lebt heute in der Kirche durch die Kongregation der Ursulinen von der Heiligen Familie weiter. Im Alltag des einfachen und demütigen Dienstes am Nächsten verwirklicht jede von ihnen die Berufung von Schwester Rosa, die in ihrer Zeit »sah, dass die Kinder ohne christliche Erziehung waren, die Armen ohne das Lebensnotwendige und die Kranken ohne Hilfe: Jeden Morgen ging sie zur heiligen Messe und betete zum Herrn, dass er ihr helfen möge, ein wenig Gutes zu tun«.2

#sistersproject

1 Vgl. G. Inzinga, Heft Nr. 2, Handschriftliches Dokument von 1968, Archiv der Kongregation der Ursulinen von der Heiligen Familie – Abteilung Historische Sammlung.

2 R. Giaquinta, Heft Nr. 7, Handschriftliches Dokument der 80-er Jahre, Archiv der Kongregation der Ursulinen von der Heiligen Familie – Abteilung Historische Sammlung.

Sr. Marzia De Lima OSF