Was ist die Priorität der Synode, die in Kürze beginnt? Was ist der Hauptzweck der Reform der Kirche im Sinne der Synodalität? Aus Brüssel, aus der Basilika vom Heiligen Herzen in Koekelberg, wo er Bischöfe, Klerus, Ordensleute und pastorale Mitarbeiter getroffen hat, umreißt Papst Franziskus eine Antwort, indem er eine weitere Frage aufwirft. Von einem der vorangegangenen Zeugnisse angeregt sagte er: »Der synodale Prozess muss eine Rückkehr zum Evangelium sein; er darf nicht irgendeine ›modische‹ Reform unter seine Prioritäten aufnehmen, sondern er muss fragen: Was können wir tun, damit das Evangelium in einer Gesellschaft ankommt, die nicht mehr darauf hört oder sich vom Glauben entfernt hat? Diese Frage sollten wir uns alle stellen.«
Keine »modische« Reform also. Weder die Agenda derer, die auf der einen Seite für funktionelle Veränderungen kämpfen und letztlich die Laien klerikalisieren, noch derer, die auf der anderen Seite auf der Welle des Neo-Klerikalismus vergangene Zeiten wiederherstellen wollen: Beide Perspektiven führen dazu, dass die dringende und grundlegende Frage, die Franziskus neu aufgeworfen hat, nämlich die der Verkündigung des Evangeliums in säkularisierten Gesellschaften, in den Hintergrund gerät. Beide Perspektiven führen dazu, dass das einzig wahre Ziel jeder Reform in der Kirche vergessen wird: das Heil der Seelen, die Sorge für das heilige, gläubige Volk Gottes.
Stellt man die Frage des Papstes, die der Grund für das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil war, wieder in den Mittelpunkt, und ebenso das Wohl und die Sorge für das Volk Gottes, versteht man, dass Synodalität der Weg ist, Gemeinschaft in der Kirche zu leben. Sie ist keine zusätzliche bürokratische Verpflichtung für Kleriker und Laien, die sie nur widerwillig und nur in Worten übernehmen, während ihr Tun noch an die Modelle von vor einem Jahrhundert gebunden bleibt. Sie ist nicht der Freifahrtschein zur Rechtfertigung jeder verweltlichenden Initiative. Vielmehr ist Synodalität der vollständige Ausdruck gelebter Gemeinschaft. Nur aus dem Bewusstsein heraus, dass wir alle von Gott geliebt sind, nur indem wir das Evangelium mit Freude leben, können wir unseren Brüdern und Schwes-tern gegenüber Zeugnis geben, in dem Bewusstsein, dass wir – unabhängig von unserer Rolle in der Kirche – von einem Anderen berufen sind. Und Er es ist, der seine Kirche leitet.
Von Andrea Tornielli