Audienz für italienische Vereinigungen von Lehrern und Eltern katholischer Schulen

Die Pädagogik Gottes ist eine Pädagogik der Hingabe

 Die Pädagogik Gottes ist eine Pädagogik der Hingabe  TED-002
17. Januar 2025

Liebe Brüder und Schwestern,

guten Tag!

Ich freue mich, aus Anlass der Jubiläen eurer Vereinigungen mit euch zusammenzutreffen: Es sind das 80-jährige Bestehen der Italienischen Vereinigung Katholischer Lehrer (AIMC) und der Katholischen Union der Lehrkräfte, Schulleiter, Erzieher und Ausbilder (UCIIM) sowie das 50-jährige Bestehen der Elternvereinigung Katholischer Schulen (AGESC). Das ist ein schöner Anlass, um gemeinsam zu feiern, an eure Geschichte zu erinnern und in die Zukunft zu blicken. Diese Übung, diese Bewegung zwischen den Wurzeln – Erinnerung – und den Früchten – den Resultaten – ist der Schlüsselfaktor für den Einsatz im Bildungsbereich.

Sprache des
Lebens und der Liebe

Unsere Begegnung findet in der liturgischen Weihnachtszeit statt, einer Zeit, die uns die Pädagogik Gottes vor Augen führt. Und wie sieht seine »pädagogische Methode« aus? Es ist die der Annäherung, der Nähe. Gott ist nahe, voller Mitleid und Erbarmen. Die drei Eigenschaften Gottes: Nähe, Mitleid und Erbarmen. Annäherung, Nähe. Wie ein Lehrer, der in die Welt seiner Schüler eintaucht, wählt Gott das Leben unter den Menschen, um sie durch die Sprache des Lebens und der Liebe zu unterrichten. Jesus wurde in Armut und einfachen Lebensbedingungen geboren: Das verweist uns auf eine Pädagogik, die das Wesentliche wertschätzt und Demut, Unentgeltlichkeit und Annahme in den Mittelpunkt stellt. Eine Pädagogik, die auf Distanz bleibt und weit von den Menschen weg ist, ist sinnlos, ist nicht hilfreich. Weihnachten lehrt uns, dass Größe sich nicht in Erfolg oder Reichtum zeigt, sondern in der Liebe und im Dienen. Die Pädagogik Gottes ist eine Pädagogik der Hingabe, ein Aufruf, in Gemeinschaft mit ihm und den anderen zu leben, als Teil eines Plans universaler Geschwisterlichkeit, ein Plan, in dem die Familie eine zentrale und unersetzliche Rolle spielt. Die Familie! Darüber hinaus ist diese Pädagogik eine Aufforderung, die Würde jedes Menschen anzuerkennen – angefangen bei denen, die ausgegrenzt und an den Rand gedrängt werden, so wie vor 2000 Jahren die Hirten behandelt wurden – und den Wert jeder Lebensphase zu schätzen, einschließlich der Kindheit. Die Familie ist das Zentrum, vergesst das nicht! Jemand hat mir erzählt, dass er einmal sonntags zum Mittagessen im Restaurant war. Und am Nachbartisch war eine Familie, Vater, Mutter, Sohn und Tochter. Alle vier mit dem Handy, sie haben nicht miteinander gesprochen, mit dem Handy. Dieser Herr hat etwas gespürt, er ist hingegangen und hat gesagt: »Aber ihr seid eine Familie! Warum sprecht ihr nicht miteinander und
sprecht so? Das ist seltsam…« Sie haben ihn angehört, haben in abblitzen lassen und genauso weitergemacht. Bitte, in der Familie soll man miteinander sprechen! Familie ist Dialog, Dialog, der uns wachsen lässt.

Die heutige Begegnung findet auch zu Beginn des Heiligen Jahres statt, dessen Weg wir vor wenigen Tagen gerade mit der Feier des Ereignisses begonnenen haben, durch das mit der Menschwerdung des Gottessohnes die Hoffnung in die Welt gekommen ist. Das Heilige Jahr hat der Welt der Bildung und Schule viel zu sagen. Denn »Pilger der Hoffnung« sind all jene, die eine Sinn für ihr Leben suchen, und auch jene, die den Kleinen helfen, auf diesem Weg voranzugehen. Ein guter Lehrer ist ein Mann oder eine Frau der Hoffnung, weil sie sich mit Vertrauen und Geduld einem Projekt menschlichen Wachstums widmen. Ihre Hoffnung ist nicht naiv, sondern in der Wirklichkeit verankert, gestützt auf die Überzeugung, dass jede Bildungsanstrengung einen Wert hat und jeder Mensch eine Würde und eine Berufung hat, die es wert sind, gepflegt zu werden. Es schmerzt mich, wenn ich Kinder sehe, die keine Ausbildung erhalten und arbeiten gehen, so oft ausgebeutet werden, oder die im Abfall nach Essen oder etwas Verkaufbarem suchen. Das ist hart! Und von diesen Kindern gibt es viele.

Begegnung zwischen
den Generationen

Hoffnung ist der Antrieb, der den Lehrer und Erzieher in seinem täglichen Engagement beflügelt, auch bei Schwierigkeiten und Misserfolgen. Aber was kann man tun, um die Hoffnung nicht zu verlieren und sie jeden Tag zu nähren? Man muss den Blick auf Jesus richten, den Lehrmeister und Weggefährten: das ermöglicht es, wirklich Pilger der Hoffnung zu sein. Denkt an die Menschen, denen ihr in der Schule begegnet, den Kindern und Erwachsenen: »Alle hoffen. Im Herzen eines jeden Menschen lebt die Hoffnung als Wunsch und Erwartung des Guten, auch wenn er nicht weiß, was das Morgen bringen wird« (Spes non confundit, 1). Durch einen jeden von euch können diese menschlichen Hoffnungen der christlichen Hoffnung begegnen, der Hoffnung, die dem Glauben entspringt und in der Liebe lebendig ist. Und vergessen wir das nicht: die Hoffnung enttäuscht nicht. Optimismus wird enttäuscht, aber die Hoffnung enttäuscht nicht. Eine Hoffnung, die alle menschlichen Wünsche übersteigt, weil sie Geist und Herz dem ewigen Leben und der ewigen Schönheit öffnet.

Die Schule braucht dies! Fühlt euch berufen, eine neue Kultur zu erarbeiten und weiterzugeben, die auf die Begegnung zwischen den Generationen gegründet ist, auf Inklusion, auf das Erkennen des Wahren, Guten und Schönen, eine Kultur der persönlichen und gemeinschaftlichen Verantwortung, um sich den globalen Herausforderungen zu stellen, den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Krisen und auch der großen Herausforderung des Friedens. In der Schule könnt ihr euch »den Frieden ausdenken«, das heißt die Grundlagen für eine gerechtere und geschwisterliche Welt schaffen, mit dem Beitrag aller Fächer und mit der Kreativität der Kinder und Jugendlichen. Aber wenn ihr in der Schule untereinander Krieg führt, wenn ihr in der Schule die Mädchen und Jungen, die Probleme haben, mobbt, dann bedeutet das, sich für den Krieg vorzubereiten und nicht für den Frieden! Bitte, niemals mobben! Habt ihr das verstanden? [Die Anwesenden antworten: Ja!] Kein Mobbing! Sollen wir es alle gemeinsam sagen? Los! Kein Mobbing, niemals! Mutig voran. Arbeitet daran.

Liebe Schwestern und liebe Brüder, ihr seid heute hier, um bedeutende Jubiläen eurer Vereinigungen zu begehen, die entstanden sind, um einen Beitrag für die Schule zu leisten, damit sie ihre erzieherischen Ziele besser erreichen kann. Und nicht für die Schule als Raum, sondern für die Menschen, die in ihr leben und arbeiten: Schüler, Lehrer, Eltern, die Leitung und das gesamte Personal. Am Beginn eurer Geschichte stand die Ahnung, dass die Schule – die ihrer Natur nach eine Gemeinschaft ist, die den Beitrag aller braucht – nur verbessert werden kann, wenn man sich zusammenschließt, den Weg gemeinsam geht. Eure Gründer lebten in Zeiten, in denen die Werte der Person und der demokratischen Bürgerschaft zum Wohl aller bezeugt und gestärkt werden mussten, und auch der Wert der Bildungsfreiheit. Vergesst nie, woher ihr kommt, aber geht nicht mit rückwärtsgerichtetem Blick voran, indem ihr den schönen vergangenen Zeiten nachtrauert! Denkt vielmehr an die Gegenwart der Schule, die die Zukunft der Gesellschaft ist, die einen epochalen Wandel zu bewältigen hat. Denkt an die jungen Lehrer, die in der Schule die ersten Schritte machen, und an die Familien, die sich bei ihrem Erziehungsauftrag allein gelassen fühlen. Jedem schlagt ihr mit Demut und Neuheit euren pädagogischen und assoziativen Stil vor.

Ich ermutige euch, all dies gemeinsam zu tun, mit einer Art »Pakt zwischen den Vereinigungen«, denn so könnt ihr besser das Antlitz der Kirche in der Schule und für die Schule bezeugen. Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen, niemals, die Hoffnung steht niemals still, die Hoffnung ist immer auf dem Weg und lässt uns vorangehen. Also geht voller Vertrauen voran! Von Herzen segne ich euch alle und diejenigen, die das Netz eurer Vereinigungen bilden. Und vergesst nicht, für mich zu beten. Und vergesst nicht? [Die Anwesenden antworten: Kein Mobbing, niemals!] Ihr habt es gelernt! Danke.

(Orig. ital. in O.R. 4.1.2025)