Den Kleinen zu helfen, ist eine schwierige Aufgabe, die viel Mühe verlangt. Mit Kindern zu tun zu haben, erfordert ein großes Herz, Herz und somit Mut. In der Katechese der heutigen Generalaudienz hat uns der Papst in Bezug auf ausgegrenzte und ausgebeutete oder, noch schlimmer, miss-brauchte Kinder daran erinnert, dass wir »uns schwertun, einem Kind in die Augen zu schauen«. Eine schwierige Aufgabe, weil es keine »neutralen« Lehrer gibt, sondern sie durch das erzieherische Handeln die Kinder immer positiv unterstützen oder ihnen im Gegenteil Schaden zufügen, und in diesem Punkt ist die Mahnung des Papstes in der heutigen Katechese deutlich: »Die Kinder haben einen besonderen Platz im Herzen Got-tes, und wer einem Kind Schaden zufügt, muss ihm gegenüber davon Rechenschaft ablegen.«
Erziehen bedeutet hoffen. Diese Wahrheit ist einleuchtend, aber manchmal werden, wie in der Geschichte Der entwendete Brief von E. A. Poe, die offensichtlichsten Dinge zu denen, die am verborgensten und unsichtbarsten sind. Am Samstag hat der Papst ge-genüber verschiedenen katholischen Verbänden, die sich mit Erziehung befassen, diese Wahrheit mit einfachen Worten in Erinnerung gerufen und aufscheinen lassen: »Ein guter Lehrer ist ein Mann oder eine Frau der Hoffnung«, hat er gesagt, »weil sie sich mit Vertrauen und Geduld einem Projekt menschlichen Wachstums widmen.« Nur wer Hoffnung hegt, begibt sich in das Abenteuer der Erziehung, in jene Saat, die völlig vom Gefühl des Vertrauens und der Unentgeltlichkeit durchdrungen ist, auch weil nicht er, sondern andere die Früchte jener Arbeit ernten werden.
Unter diesem Gesichtspunkt hat der Papst hervorgehoben: »Das Heilige Jahr hat der Welt der Bildung und Schule viel zu sagen. Denn ›Pilger der Hoffnung‹ sind all jene, die eine Sinn für ihr Leben suchen, und auch jene, die den Kleinen helfen, auf diesem Weg voranzugehen.« Letzteres vom Papst gebrauchte Bild verweist auf die Etymologie des Wortes »Pädagogik«, das aus den Worten »pàis« (Kind) und »àgein« (lenken, leiten, begleiten) zusammengesetzt ist. Denn im antiken Griechenland war der »Pädagoge« jemand, oft ein Sklave, der damit beauftragt war, die Kinder auf dem Weg von zuhause zur Schule zu begleiten. Nach der römischen Eroberung Griechenlands wurde der Begriff »paedagogus« benutzt, um den griechischen Sklaven zu bezeichnen, der nicht nur damit beauftragt war, die Kinder zu begleiten, sondern auch, ihnen die griechische Sprache beizubringen.
Erziehen ist also eine wahre Kunst, und um ausgeübt zu werden, bedarf sie nicht nur der Hoffnung als »Antrieb, der den Lehrer und Erzieher in seinem täglichen Engagement beflügelt, auch bei Schwierigkeiten und Misserfolgen«, sondern auch der Demut. Und hier hat Franziskus über die »Pädagogik Gottes« gesprochen und eine »pädagogische Methode« erläutert, die »die der Annäherung, der Nähe« ist. »Wie ein Lehrer, der in die Welt seiner Schüler eintaucht, wählt Gott das Leben unter den Menschen, um sie durch die Sprache des Lebens und der Liebe zu unterrichten. Jesus wurde in Armut und einfachen Lebensbedingungen geboren: Das verweist uns auf eine Pädagogik, die das Wesentliche wertschätzt und Demut, Unentgeltlichkeit und Annahme in den Mittelpunkt stellt. Eine Pädagogik, die auf Distanz bleibt und weit von den Menschen weg ist, ist sinnlos, ist nicht hilfreich. Weihnachten lehrt uns, dass Größe sich nicht in Erfolg oder Reichtum zeigt, sondern in der Liebe und im Dienen. Die Pädagogik Gottes ist eine Pädagogik der Hingabe.« Die Demut. Die einfach ist, aber durchaus nicht leicht, sondern sogar sehr schwer, fast unmöglich. Denn es geht darum, sich zu erniedrigen. Um den Kleinen zu helfen, auf dem »Weg des Sinnes« unterwegs zu sein, muss man sich niederbeugen. Oder sich vielleicht vor ihnen verbeugen, denn paradoxerweise kann man, indem man sich erniedrigt, zu höchsten Gipfeln gelangen, wie die Verse des folgenden Gedichts von Janusz Korczak nahelegen, das den Titel Wenn ich wieder klein bin trägt:
Ihr sagt:
»Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.«
Ihr habt recht.
Ihr sagt:
»Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen.
Hinuntersteigen, uns herabneigen,
beugen, kleiner machen.«
Ihr irrt euch.
Nicht das ermüdet uns. Sondern – dass wir zu ihren Gefühlen emporklimmen
müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen.
Um nicht zu verletzen.
(Orig. ital. in O.R. 8.1.2025)
Von Andrea Monda